Die Oldtimerei bietet viele schöne Geschichten; schließlich ist es ein Hobby vieler Menschen, die viel Zeit (und häufig auch viel Geld) investieren, um sich Träume zu erfüllen. Üblicherweise treffen diese Menschen bei der Ausübung ihres Hobbies in der Mehrheit auf Sympathisanten und häufig auch auf Seelenverwandte, mit denen sie schnell ins Gespräch und ins Fachsimpeln kommen. Und dann Geschichten austauschen.
Dies ist die Geschichte von Markus S.* (Name von der Redaktion geändert) aus M.. Markus und ich haben uns vor etwas mehr als 5 Jahren eher zufällig kennengelernt, als ich zur Illustration und Garnierung eines Vortrages einen Bitter CD suchte. Nachdem ich in der unmittelbaren Umgebung (Melle) zunächst auf Granit gebissen hatte bekam ich eine Empfehlung nach Essen. Der dortige Besitzer war zwar hoch kooperativ, jedoch zum anvisierten Termin auf Hochzeitsreise. Von ihm erhielt ich jedoch die Kontaktdaten von Markus. Nach einem längeren Telefonat, in dem wir uns beide offensichtlich sympathisch empfanden, rollte am Tag der Veranstaltung ein toller silberner Bitter CD die lange Allee zum Schloss Hünnefeld herunter und auf mich zu. Auch persönlich verstanden wir uns auf Anhieb und so entstand 2008 eine sehr angenehme Freundschaft.
Zur Zeit suchen wir ein paar besondere Fahrzeug-Modelle für Fotos – eine gute Gelegenheit, die Freundschaft mal wieder zu pflegen. Nach einer kurzen Kontaktaufnahme per SMS stand die Einladung zum Frühstück in M. mit anschließender „Bestandsaufnahme“ der Fahrzeugsammlung und wir machten uns am 16.11. auf den Weg. Nach einem sehr schmackhaften, reichlichen, ausführlichen und bereits von einigen Geschichten begleitetem Frühstück kamen wir zur Sache. Zur eigentlichen Geschichte. Zur Geschichte der Liste.
Markus S. führt nämlich seit langer Zeit eine Liste, auf der er die noch zu erwerbenden Fahrzeuge fortschreibt. Dabei folgen diese Einträge keiner Logik oder keinem System; vielmehr finden gerade solche Autos Eingang auf den Zettel, mit denen Markus wiederum seinerseits eine besondere Geschichte verbindet. In den vergangenen Jahren gelang es ihm immer wieder, einzelne Fahrzeuge zu kaufen (und somit von der Liste zu streichen), um sie dann zu besitzen. Was ihn einerseits mit Stolz erfüllt und ihm andererseits die Chance bietet, sich in seiner Freizeit mit diesen schönen Fahrzeugen quasi „auf Abruf“ zu umgeben. Der Grundstein für die heutige Sammlung wurde also schriftlich gelegt.
In unseren Gesprächen hatte ich nun schon von einigen Fahrzeugen gehört, aber erst eines gesehen – den Bitter CD. Das da noch ein Maserati Ghibli parkt, dass wusste ich auch bereits und ein anderer Freund hatte den Wagen bereits fotografiert. Und ein Käfer-Sondermodell zur Fußball-WM 1974 hatte zwischenzeitlich den Weg zu Markus gefunden. Aber da musste noch mehr sein … schließlich hörte ich auch immer wieder eines der drängendsten Probleme von Markus, nämlich die Frage: WO sind eigentlich meine Autos ?
Eines ist klar: Autos brauchen Parkplätze, idealerweise überdacht, trocken und staubfrei. Üblicherweise werden dafür Garagen oder Scheunen als Unterstände angemietet. Wenn man dann aber mehrere Fahrzeuge beherbergen muss, dann darf man die Übersicht nicht verlieren. Denn eines verleidet den Enthusiasten häufig den Genuss des Hobbies: die schlichte Entfernung zwischen Wohnzimmer und Fahrzeug. Wenn man erst anreisen muss, um das Auto zu bewegen, dann überlegt man schon zweimal, ob man den Weg auf sich nimmt. Und je länger der Weg, desto häufiger wird auch eine Fahrt ausfallen.
Hier gabelt sich dann der Weg häufig und die einen behalten nur ein Auto (das aber in der Doppelgarage daheim noch Unterschlupf findet) und die anderen handeln zielstrebig und passen die Unterstellplätze den gestiegenen Anforderungen an. Sie bringen quasi das Wohnzimmer zu den Fahrzeugen. Dies ist auch der Ansatz von Markus S. aus M..
Wir besuchten also am Samstag seine neu erbaute Halle, die kurz vor der Fertigstellung steht. Aber – wie plant man eigentlich solch eine Halle ? Nun, die Antwort ist schon eine Geschichte für sich. Markus ist handwerklich begabt und hat, auch um den Kontakt und die Verbindung zu seinen Fahrzeugen zu halten, fast jedes Auto auch als Modellauto im Wohnzimmer. Also werden die Modellautos mal ordentlich auf ein großes Blatt Papier geparkt und drumherum ein Grundriss aufgezeichnet. Verschiedene Parkmuster wurden auf die Rangier-Möglichkeiten hin gecheckt und die Idee nahm mehr und mehr Konturen an. Schlussendlich wurde auf dem gezeichneten Grundriss aus Bastelbögen und Wellpappe ein maßstabgerechtes Modell gebaut. Mit dem derart intensiv ermittelten Platzbedarf ging es alsdann auf die Suche nach einem geeigneten Grundstück in der Nähe des Wohnzimmers und – er wurde fündig. Und jetzt ist die Halle endlich (fast) einzugsfertig und die verstreuten Außengaragen, Scheunen und Unterstände konnten endlich aufgelöst werden.
So fanden wir also die folgenden Autos in der Halle vor:
- Alfa Romeo Spider (schwarz), Kind der beginnenden 90er;
- Alfa Romeo 164 (schwarz), Modell Q4;
- Alfa Romeo 166 (schwarz);
- Mercedes Benz W 123 Limousine (rot);
- Maserati 3200 GT (schwarz), das Sommer-Alltags-Fahrzeug;
- SMART Crossblade (schwarz);
- VW Käfer 1303 (grün-schwarz), Sondermodell „WM 1974“;
- BMW 635 CSI (anthrazit);
- Ford Capri I 1700 (Orangegelb mit schwarzem Vinyldach);
- Opel Commodore A GS/E Coupé (rot mit schwarzen Rallyestreifen und Vinyldach);
- BMW 3.0 CS (blaugrau);
- Mercedes Benz W109 300 SEL 3.5 (silber);
- Bitter CD (silber);
- Maserati Ghibli (silber);
- Alfa Romeo 2000 GT Veloce (silber);
- Alfa Romeo GTV (silber);
- Matra Simca Bagheera (gelb);
- Golf I Cabrio (schwarz);
- Golf I GTI (rot);
- Mercedes Benz R129 600 SL (silber);
- Mercedes Benz R129 500 SL (silber);
- Mercedes Benz R129 500 SL (schwarz).
Draußen bleiben muss derzeit das Winterfahrzeug, ein Mercedes W 140, der S-Klasse-Panzer aus den 90ern.
Auf den gut 500 qm drinnen ist aber nun noch einiges frei … zum Glück existiert die LISTE ja auch noch. Darauf finden sich normale Autos (z.B. ein Opel Commodore B GS/E Coupé, Farbe egal, oder ein BMW der 02-Baureihe in orange) wie auch Exoten (z.B. ein Fiat 130 Coupé).
Wenn die Handwerker die Halle verlassen haben, werden die schicken Exponate in ordentlicher Aufstellung eingeparkt und – durch die großen Scheiben des Aufenthaltsraumes von Markus bewundert. Wenn er möchte kann er dort auch mal eine Nacht auf bequemsten Designmöbeln überstehen und unter der Bogenlampe in historischen Betriebsanleitungen oder Prospekten blättern … sich in der Pantryküche was Kleines bruzzeln und nach gepflegter Dusche den Tagesbetrieb wieder aufnehmen. Vielleicht holt er aber auch einen Wagen aus den strengen Parkreihen heraus und parkt ihn unter den eingebauten Strahlern. Damit das Auto adäquat in Szene gesetzt wird.
Ich würde sagen: das finde ich konsequent und Markus S. aus M. verdient dafür meine Anerkennung.